Über das Projekt
Die Ortsnamen des Regierungsbezirks Oberpfalz
Laufzeit: 1.12.2021 - 30.11.2024
Im Rahmen des von bavarikon und vom Regierungsbezirk Oberpfalz geförderten Projekts "Die Ortsnamen des Regierungsbezirks Oberpfalz" wurden die Namen von allen 5249 im aktuellen Amtlichen Ortsverzeichnis für Bayern enthaltenen Orten und von ca. 1200 abgegangenen bzw. in anderen Siedlungen aufgegangenen Orten der Oberpfalz erklärt. Die einzelnen Namenartikel, die mit der Ortsdatenbank von bavarikon vernetzt sind, wurden bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte erstellt. Sie sind das Ergebnis der wissenschaftlichen Analyse der Ortsnamen und enthalten:
- wichtige historische Schreibformen (ca. 8–10 bei seit dem Mittelalter überlieferten Ortsnamen) in chronologischer Reihenfolge
- die mundartliche Aussprache (als Transkript in Lautschrift und in Form von Audiodateien)
- die nach den Namenbestandteilen gegliederte Erklärung (erarbeitet unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Historischen Sprachwissenschaft) mit Angabe der ursprünglichen Bedeutung des betreffenden Namens und ggf. mit Kommentaren zur Lokalisierung von Ortsnamenformen sowie zu fraglichen bzw. unzutreffenden Erklärungen
- Literaturhinweise
Wichtige Grundlagen zur Datengewinnung waren u. a. die im Rahmen der Reihe "Historisches Ortsnamenbuch von Bayern (HONB)" erschienenen Bände zu den Oberpfälzer Altlandkreisen Amberg und Sulzbach-Rosenberg, das Typoskript des HONB-Bandes zum Altlandkreis Neumarkt i.d.OPf. von Günter Schneeberger und das „Lexikon bayerischer Ortsnamen“ von Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein. Ergänzend konnte auf umfangreiche Sammlungen historischer Ortsnamenschreibungen von Wolfgang Janka zurückgegriffen werden. Vorliegende Befunde wurden einer Revision unterzogen, die in einzelnen Fällen zu Berichtigungen in Bezug auf Namenüberlieferung und ‑erklärung geführt hat. Die bei örtlichen Dialektsprechern erhobenen Mundartformen stammen aus dem "Sprachatlas von Nordostbayern", aus Tonaufnahmen von Wolfgang Janka sowie aus dem von der Kommission für bayerische Landesgeschichte und dem Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e. V. betriebenen Projekt "Erfassung der mundartlichen Formen der Ortsnamen in Bayern".
Die Ausgestaltung der Landschaft und die Lebensumstände der Bevölkerung spiegeln sich in den Ortsnamen wider. Sie entstammen verschiedenen Sprachen bzw. Kulturkreisen, werden zum Teil über Jahrhunderte hinweg tradiert und unterliegen dabei verschiedensten Einflüssen auf ihr Erscheinungsbild. Als der Identifizierung dienende Spracheinheiten sind sie von größter Relevanz bei der Bestimmung von individueller und kollektiver Identität. Durch die Analyse des gesamten Ortsnamenmaterials eines Untersuchungsgebiets in Bezug auf verschiedene Namentypen mit ihrer spezifischen Zeitstellung leistet die Toponomastik einen wesentlichen Beitrag zur interdisziplinär konzipierten Erforschung der Siedlungsgeschichte.
Das Untersuchungsgebiet Oberpfalz ist gekennzeichnet durch verschiedene Regionen mit charakteristischem Vorkommen bestimmter Namentypen: So sind etwa der Raum Regensburg und der Raum Cham durch eine Vielzahl frühmittelalterlicher bairischer Ortsnamen auf ‑ing geprägt (z. B. Mintraching, Sünching, Tasching, Willmering), während im Norden und Westen der Oberpfalz die hoch- und spätmittelalterlichen Namen auf ‑reuth und ‑richt auf Rodungen hinweisen (vgl. Sassenreuth,Tirschenreuth bzw. Dürnsricht, Etzenricht). Im Norden und Osten sind zahlreiche slawische Namen ins Bairische integriert worden (z. B. Döllnitz, Schlattein, Zettlitz), während das häufige Vorkommen von Ortsnamen auf ‑heim und ‑hofen im Südwesten der Oberpfalz (vgl. Erlheim, Friebertsheim bzw. Lauterhofen, Pielenhofen) auf fränkische Einflüsse schließen lässt. Einige Namen sind vordeutschen Schichten zuzuordnen und reichen bis in die Antike zurück. Als Beispiele hierfür seien Kallmünz (keltisch) und Kareth (romanisch) genannt. Um typologische Besonderheiten handelt es sich bei den romanisch-germanischen Mischnamen im Gebiet südlich der Donau (vgl. Barbing oder Thalmassing) und den slawisch-deutschen Mischnamen im Norden und Südosten der Oberpfalz (z. B. Mallersricht, Tremmersdorf bzw. Kothmaißling, Traitsching).
Die vorliegende Publikation stellt ortsnamenkundliche Daten und Befunde zur Verfügung, die in künftige, interdisziplinär konzipierte Forschungen zur Besiedlung der Oberpfalz eingehen können.
Projektleitung
Prof. Dr. Ferdinand Kramer
Mitwirkende
Wolfgang Janka (WJ)
Leitung, Artikelredaktion (Belege, Erklärungen und Kommentierung)
Sarah Rathgeb (SR)
Artikelredaktion (Belege, Erklärungen und Kommentierung)
Andrea Weber (AW)
Artikelredaktion (Belege, Erklärungen und Kommentierung)
Maria Hämmerl (MH)
Artikelredaktion (Belege,Erklärungen)
Tatjana Kühnast (TK)
Artikelredaktion (Belege,Erklärungen)
Jochen Gaab
Technische Entwicklung und Koordination
Florian Landes
Technische Entwicklung, Koordination und Betreuung
Weiteres zum Projekt
- Wolfgang Janka, Ortsnamen als kulturelles Erbe Bayerns – Stand und Perspektiven der Forschung, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 78/2 (2015), S. 315–332.
- WolfgangJanka, Mundartliche Oberpfälzer Ortsnamen, in: Christian Ferstl – Ulrich Kanz – Peter Kaspar – Ludwig Zehetner (Hg.), Dialekt • Namen. Beiträge zum 7. Dialektologischen Symposium im Bayerischen Wald, Hetzenbach, 28. bis 30. April 2017 (Regensburger Dialektforum 23), Regensburg 2019, S. 95–113.
- Wolfgang Janka, Zur Behandlung bayerischer Ortsnamen im Internet: Abwgiges vs. namenkundlich Fundiertes, in: Peter Ernst – Stehphan Gaisbauer – Albrecht Greule – Karl Hohensinner (Hg.), Namenforschung im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Beiträge zum Symposium Namenforschung (Linz, 4.-6. Oktober 2018), Regensburg 2022, S. 29-42.
- Wolfgang Janka – Sarah Rathgeb – Andrea Weber – Jochen Gaab – Florian Landes, Das Projekt „Historische Ortsnamen von Bayern” der Kommission für bayerische Landesgeschichte, in Blätter für oberdeutsche Namenforschung 59 (2022), S. 235-254.
- Wolfgang Janka, Altstraßen und frühmittelalterliche Ortsnamen in der Oberpfalz, in: Tobias Appl – Alfred Wolfsteiner (Hg.), Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Oberpfalz 3), Regensburg 2022, S. 34–44.
- Wolfgang Janka, Die ortsnamenkundlichen Projekte der Kommission für bayerische Landesgeschichte, in: Peter Ernst – Stephan Gaisbauer (Hg.), Onomastik – Bestandsaufnahmen und Zukunftsperspektiven. Beiträge zur Jubiläumstagung „50 Jahre ‚Österreichische Namenforschung‘“, Linz, 25.–26.5.2023 (Österreichische Namenforschung. Neue Folge 1), Wien 2024, S. 65–76.
- Wolfgang Janka, Das Projekt „Historische Ortsnamen von Bayern: Regierungsbezirk Oberpfalz“, in: Harald Bichlmeier – Emanuel Klotz – Florian Steindl (Hg.), Vorträge des XXXV. Namenkundlichen Symposiums in Kals am Großglockner, 1.–4. Juni 2023 (Österreichische Namenforschung. Neue Folge 2), Wien 2024, S. 127–139.
- Wolfgang Janka, Neue Ergebnisse aus dem Projekt „Historische Ortsnamen von Bayern: Regierungsbezirk Oberpfalz“, in: Harald Bichlmeier – Emanuel Klotz – Florian Steindl (Hg.), Vorträge des XXXVI. Namenkundlichen Symposiums in Kals am Großglockner, 4.–9. Juni 2024 (Österreichische Namenforschung. Neue Folge 3), Wien 2025, S. 139–150.